Karl-Adolf Zech:  Abgesicherter Klassenauftrag Teil 1


Der Gründungsdirektor musste fliehen

ABF II - Direktor Horst Wokittel stieß mit seinem reformpädagogischen Konzept Selbstständigkeit durch Selbsttätigkeit auf Ablehnung bei den Partei-Dogmatikern. Er legte sich mit einer Dozentengruppe um die ABF-Parteileitung an, die er Stalinistenclique nannte. Diese hatte ab 1956, in der Einschüchterungsperiode nach dem durch Chruschtschow ausgelösten Tauwetter, versucht, Lehrkräfte aus politischen oder religiösen Gründen aus der ABF zu entlassen und Studenten vom Abitur auszuschließen, was Wokittel verhinderte. Seine Versuche, die Clique auszuschalten, scheiterten. Er musste 1957 die DDR verlassen.


Horst Wokittel 1956

Bis 1958 wurden zwölf Dozenten aus der ABF II entfernt. Der Rest passte sich an.

 

Proletarische Kerne

Die SED legte 1958 die Aufgaben der Universitäten fest: Heranbildung einer Partei-ergebenen Intelligenz. Man suchte für die Hochschulen Kader, die diesen Anspruch ohne Wenn und Aber durchzusetzen bereit war. Das traute man am ehesten den ABF-Studenten zu, deren Herkunft, Auswahl und ideologische Erziehung anscheinend beste Voraussetzungen bot.
Die ABF II Halle bekam eine neue Aufgabenstellung. Auslandsstudium wurde erst mal Nebensache. An DDR-Universitäten sollten sie proletarische Kerne bilden. Erst nach und nach wurde die ABF II wieder die Vorbereitungseinrichtung für das Auslandsstudium.

Hochdosierte Überwachung