Was war sie und was bleibt von ihr?
Während der Revolution
1989/90 versuchte die ABF-Direktion, die Fakultät als Gymnasium an der
Universität zu erhalten, stellte neue Konzepte auf, ersetzte
kommunistische durch staatsbürgerliche Erziehung und wollte nur noch
echte Arbeiter- und Bauern-Kinder fördernd herausheben. Die ABF konnte
vor dem endgültigen Aus als normales Gymnasium mit Schwerpunkt Ostsprachen zunächst weiter
bestehen. Die Lehrkräfte hatten über die Jahrzehnte mit Begeisterung viel Kraft in Aufbau und Erhalt dieser Einrichtung und die Konzipierung von eigenen Lehrplänen investiert, um den hohen Ausbildungs-Anforderungen gerecht zu werden. Sie entwickelten moderne Unterrichtsmethoden und technische Hilfen, erschlossen neue Fachgebiete. Eine heute kaum nachvollziehbare Zusatzbelastung waren dabei die gesellschaftlichen Aktivitäten und politischen Auseinandersetzungen, die sie betrieben oder erdulden mussten.
Generationen von
Studenten wurden durch die ABF geprägt. Die fachliche Ausbildung war
exzellent, auf Selbstständigkeit bei der Erarbeitung fachlicher
Inhalte wurde von Anfang an großer Wert gelegt. Die heute möglichen Einsichten in das SED-Herrschaftswissen strafen aber jede Verklärung Lüge. Wie viele aus der Funktionselite, die die ABF absolviert hatten, hielten der Partei bis 5 nach 12 hilf- und fraglos die Treue? Auf der Zeitzeugenkonferenz der PDS-Bundestagsfraktion "ABF – was war sie und was bleibt von ihr für linke Bildungspolitik? 1999 in Halle" sagte eine ehemalige Absolventin: Ich habe sehr viel damit zu tun, zu fragen, warum sind wir eigentlich nicht mutiger gewesen? – Einen Teil der Antwort kann sie heute in den einschlägigen Dokumenten finden. |